Verein
In die Zukunft gerichtet
von Hannes Bräu
Garmisch-Partenkirchen – Nach 125 Jahren noch am Leben zu sein – für einen Menschen fast unmöglich. Auch andere Institutionen des öffentlichen Lebens erreichen nicht automatisch so ein Alter. Und wenn, dann mit beiläufigen Nebenwirkungen bis hin zum schleichenden Tod. Dass der TSV 1899 Partenkirchen noch weit entfernt ist von so einem Katastrophenszenario bewies eindrucksvoll der Festabend mit mehr als 70 geladenen Gästen am vergangenen Freitag zum großen Jubiläum im Olympiahaus am Skistadion. Dabei wurde vor allem eines im Laufe des Abends immer wieder klar: Im hiesigen Turnverein schwellt man nicht nur in nostalgischen Erinnerungen an die Vergangenheit, sondern versucht, die Zukunft im Verein zu gestalten, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen.
Der Mann, der für diese Richtung seit 10 Jahren verantwortlich ist, heißt Björn Michel. Der ehemalige Olympionik und Feldhockey-Weltmeister ist der Ideengeber hinter den Kulissen, einer, „der groß denkt“, wie es Wolfi Hostmann, Moderator des Abends, treffend auf den Punkt bringt. Michel ist es zu verdanken, dass der TSVP mittlerweile seine Heimat am Olympia-Eissportzentrum gefunden hat und dort langsam aber beständig seinen Sportpark ausbaut. Neueste Attraktion auf dem Gelände: eine Turnhalle in Gestalt einer Traglufthalle. „Diese Halle braucht der Verein. Ich weiß selber wie schwierig es für die Hallensportler ist, Hallenzeiten zu generieren“, meint Elisabeth Koch, die als Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen zusammen mit ihrer Stellverteterin Claudia Zolk zum Festabend erschien. Dass gleich beide anwesend waren, zeugt wieder von der Verbundenheit mit dem Verein, dem sie beide als Aktive und – zumindest Koch – als Funktionäre angehörten. „Meine Zeit beim Handball hat mich sehr stark geprägt“, meint Koch, die auch die Bedeutung des TSVP für den Breitensport herausstellte.
Fast 500 Kinder werden wöchentlich bei den Partenkirchnern bewegt. Hinzu kommt der neu organisierte Kindersporthort am OEZ. „Es ist nach wie vor unsere Grundidee, Kinder und Jugendliche für Bewegung und Sport zu motivieren“, betont Michel. Andreas Lackermeier wäre über eine solche Motivation zu seiner Kindheit erfreut gewesen: „Es hätte nur jemanden gebraucht, der mich dazu motiviert“, gesteht der Pfarrer, der mit seiner Andacht im Wirtshaus den Abend teilweise ironisch aber höchst unterhaltsam eröffnete. Ausgerechnet er komme zum Turnverein, hätten viele gelacht. Aber auch die heilige Schrift habe etwas für den Sport übrig. Der Tenor: Sportvereine wie der TSVP und Sportler verbinden Menschen. „Bei den olympischen Spielen hat man eindrucksvoll gesehen, wie viele Menschen sich für Sport begeistern lassen.“ Auch Landrat Anton Speer lobte die Partenkirchner in höchsten Tönen und war vor allem über den Zusammenhalt im Ort begeistert.
In der Tat erschienen die Vertreter der Partenkirchner Ortsvereine zahlreich. Vom Patenverein TV Garmisch, dem SC Partenkirchen bis hin zum VTV Werdenfelser Heimat. Für viele dieser Vertreter stellte der TSV Partenkirchen den Einstieg ins Sportleben dar, ehe man sich spezialisierte und dafür auch andere Vereine aufsuchte. Für einige andere ist der TSVP allerdings Heimat geblieben, was am vielfältigen Sportprogramm liegt. 15 Abteilungen mit fast 1800 Mitgliedern beherbergt der Verein – im Landkreis einmalig. Für den Blick in die Vergangenheit war dann wieder Moderator und TSVP-Ehrenvorstand Hostmann zuständig, der unterhaltsam Historie und Gegenwart der einzelnen Sparten und des Hauptvereins präsentierte. Spätestens bei den Ehrungen wurde dann aber wieder klar, dass der Blick des TSV Partenkirchen in die Zukunft gerichtet ist. Mit der silbernen Ehrennadel zeichnete man Mitglieder aus, die schon länger im Verein engagiert sind, aber noch lange nicht ihren (Alters-)Zenit erreicht haben, so wie Franziska Kieweg, die im vergangenen Jahr noch selbst aktiv gewesen ist, sich aber in der LAG schon lange als Trainerin engagiert. Oder Handballer Franz Rieger, der mit 36 Jahren bereits auf eine stattliche Anzahl an trainierten Mannschaften zurückblicken kann. Florian Thieme, der nicht nur in der Abt. Handball für die Finanzen zuständig ist, sondern auch für den Hauptverein mittlerweile Sponsoren vermittelt. Einer wie Christoph Bartsack hält schon lange die Abteilung Badminton am Leben. Es gibt keinen Zweifel: Der Blick der Partenkirchner geht trotz aller Höhen und Tiefen nach vorne, was den BLSV-Bezirksvorsitzenden Steffen Enzmann, der extra aus Gröbenzell angereist war, fast frohlocken ließ: „Um den TSV Partenkirchen mache ich mir keine Sorgen.“