Handball

Tür zum Aufstieg ist weit offen

Garmisch-PartenkirchenDas Ende eines historischen Abends fühlte sich an wie der Blick durch ein Kaleidoskop. Überall funkelten einem Ekstase und Überschwang entgegen. Von der Tribüne hüpften Menschen aufs Spielfeld. Kinder reckten im Takt der Trommeln ihre selbst gebastelten Schilder in die Höhe. Und wenige Meter weiter verschwanden die 14 Handball-Helden in einem Gaudiwurm, der sich den ganzen Abend nicht mehr aufzulösen schien. „Die Party läuft noch“, vermeldete Christoph Widenmayer Stunden später – und wahrscheinlich endete sie erst, als die Sonne wieder aufging, in irgendeinem Etablissement. Für Spiele wie dieses tun die Partenkirchner sich das alles an. Mit einem 27:26-Erfolg über Verfolger Pullach stehen sie weiter an der Tabellenspitze der Bezirksliga, distanzieren den nächsten Rivalen. „Die Tür ist sehr weit offen“, sagt der Trainer bezogen auf den Aufstieg in die Bezirksoberliga.

Alles an diesem Spiel war außergewöhnlich. Vor allem der Schlussakt. In den letzten Minuten wusste niemand mehr, wie viel Zeit noch zu spielen war. Im Internet vermeldete das System gar das falsche Ergebnis, spuckte erst ein Unentschieden aus. „Technische Probleme größeren Ausmaßes“ nennt‘s Widenmayer. Schließlich verständigte man sich darauf, die Zeit verbal anzusagen. Aber das hörte sowieso niemand. Man möchte meinen, das System kollabierte angesichts des Irrsinns, der sich neben dem Feld ereignete. „Ausverkauft“ vermeldete der TSVP. Schwer zu sagen, was das in Zahlen bedeutet. Mehrere hundert Menschen auf jeden Fall, die jeden Winkel der Traglufthalle bevölkerten.

In einer Ecke saßen die Männer vom Junggesellenabschied aus Mainz, die zufällig von diesem Kracher mitbekommen hatten. Dem Bald-Vermählten schenkten die Gastgeber ein Trikot. Im Austausch dafür bekamen sie 60 Minuten Dauer-Beschallung. „Die haben durchgebrüllt.“ In den letzten sechs Minuten stand jeder Zuschauer, klatschte, pfiff oder brüllte. „Man hat nichts mehr gehört, weil es so laut war.“ Es war kein Zufall, dass der TSVP in dieser entscheidenden Phase kein Tor mehr kassierte, einen Rückstand aufholte und durch Valentin Müller in Minute 59 noch zum Sieg kam. Keiner dieser Treffer war schön, jeder erarbeitet. „Wir Trainer konnten keinen Einfluss mehr auf das Spiel nehmen.“

Das Spitzenspiel war ein einziger Wellengang. Nach exakt 20 Minuten führte der TSVP 14:7 und jeder dachte, dass hier ein Exempel statuiert wird. „Wirklich beeindruckend, endlich mal souverän“, schwärmt Widenmayer. Bis zur Pause kam Pullach auf drei Tore heran, hauptsächlich, weil sich der TSVP mit zwei unnötigen Zeitstrafen sabotierte. In der Kabine vollzogen die Gäste den entscheidenden Taktikkniff. Sie nahmen die Rückraumspieler Max Wasielewski und Valentin Müller in Mann-Deckung, zwangen den Rest zum freien Spiel im Vier-gegen-Vier. „Uns ist nichts eingefallen, wir hatten große Probleme.“ In Minute 41 führte Pullach plötzlich 21:19. Warum Partenkirchen trotzdem gewann? Weil der Generalbass, der das Team durch die ganze Saison geleitet, einfach nicht verstummen wollte. Das Abwehrdreieck aus Torwart Lucas Scheffler, Max Wasielewski und Thomas Bräu hielt auf, was es aufzuhalten gab. Und am Ende jubelten die Roten. (Andreas Mayr/GAP-Tagblatt)

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